Digitale Maschinen und kreatives Handwerk
In den Theaterwerkstätten der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH arbeiten Tischler:innen, Dekorateur:innen, Theatermaler:innen, Bühnenplastiker:innen. Es gibt Kolleg:innen in der Schlosserei und in der Lackiererei, Konstrukteur:innen und Produktionsingenieur:innen. Rund 75 Personen arbeiten in den Werkstätten an den Bühnenbildern für Oper, Schauspielhaus oder Ballhof.
Pro Jahr werden in den Werkstätten 75 Tonnen Stahl, 40.000 Meter Holzlatten und 10.500 Quadratmeter Plattenwerkstoffe wie Sperrholz, Multiplex oder Tischlerplatte verarbeitet.
Bei der Herstellung von Bühnenbildern treffen moderne, digital gesteuerte Maschinen auf klassisches Handwerk und Ingenieurswissen: Hochmoderne CNC-Fräsen oder Plattensägen sind ebenso am Herstellungsprozess beteiligt wie Theatermaler:innen mit Pinsel oder Spraydosen.
Was die Kolleg:innen mit ihren sehr unterschiedlichen Gewerken eint: Sie alle sind jedes Mal aufs Neue stolz, wenn ihre Gemeinschaftsarbeit endlich auf der Bühne steht und das Publikum für einen Abend in eine phantasievolle Welt eintaucht. Die Mitarbeitenden in den Werkstätten erleben ihre Tätigkeiten am Theater als abwechslungsreich und bunt, stellt es sie doch täglich vor neue Herausforderungen: um täglich kreative Ideen zu schmieden.
Wenn Sie Lust haben, unsere Werkstätten zu besichtigen, besuchen Sie eine unserer öffentlichen Führungen!
„Historischer Meilenstein“: Neue Theaterwerkstätten im August 2023 eröffnet
Im August 2023 sind die neuen Theaterwerkstätten an der Bornumer Straße eröffnet worden: Hannover verfügt damit über die modernsten und fortschrittlichsten Theaterwerkstätten im deutschsprachigen Raum.
Bisher waren die Theaterwerkstätten – viele Jahrzehnte lang – in einem Werkstattgebäude an der Hildesheimer Straße hinter der Stadtbibliothek in Hannover untergebracht. Das 1928 errichtete Magazin- und Werkstattgebäude war seit vielen Jahren stark sanierungsbedürftig und technisch veraltet. Es fehlt an Hebe- und Ladetechnik, Materialien wurden weitgehend händisch bewegt. „Wir verarbeiten jährlich etwa 75 Tonnen Stahl, 40.000 Meter Holzlatten und 10.500 Quadratmeter Plattenwerkstoffe wie Sperrholz, Multiplex und Tischlerplatte in unseren Dekorationswerkstätten. Das alles nur mit Muskelkraft in beengten Räumen zu bewegen, war ein nicht mehr hinnehmbarer Zustand“, erklärt der Kaufmännische Geschäftsführer, Jürgen Braasch.
An der Bornumer Straße im Nordosten von Hannover sind – direkt neben den Probebühnen – bis August 2023 hochmoderne Theaterwerkstätten entstanden, die den Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes gerecht werden und auch im Hinblick auf Effizienz und digitale Produktionsweisen ein Vorzeigeprojekt in der deutschsprachigen Theaterlandschaft sind.
Die Mitarbeitenden waren bei der Planung des Gebäudes intensiv beteiligt: „Wir haben alle Arbeitsabläufe durchleuchtet und vor allem die Erfahrungen und Vorschläge der Belegschaft einbezogen. Das Gebäude ist gemeinsam mit den Menschen entstanden, die nun dort arbeiten“, betont der Leiter der Werkstätten, Nils Hojer.
Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, eröffnete gemeinsam mit der Theaterleitung das neue Werkstattgebäude: „Die Einweihung des neuen Werkstattgebäudes ist ein historischer Meilenstein in der Geschichte des Theaters in Hannover. Der Werkstatt-Neubau ist eine langfristig wirkende Zukunftsinvestition. Sowohl das Schauspiel als auch die Staatsoper erhalten damit die Grundlage für eine neue Qualität der Bühnendekorationen.“
„In Verbindung mit dem Probenzentrum ist mit den Theaterwerkstätten in Bornum nun eine richtige Traumfabrik entstanden“, erklärt Schauspiel-Intendantin Sonja Anders. „Die Regieteams und Darsteller:innen kommen nun in einen engeren Austausch mit den Werkstätten.“ Opernintendantin Laura Berman ergänzt: „Der neue Werkstattkomplex trägt uns wie auf einer Welle in die Zukunft. Die zeitgemäßen Arbeitsbedingungen kreieren einen Ort, an dem auch die kommenden Generationen noch gern arbeiten werden.“
Architekt und BKSP-Geschäftsführer Michael Ronczka freut sich über das Ergebnis: „Für uns lag die Herausforderung darin, den stark funktional geprägten Theaterwerkstätten auch eine gestalterische Qualität zu geben und damit eine sehr gute Architektur zu schaffen. Diesen Anspruch kann man besonders in der einzigartigen Fassade erkennen, welche mit dem rhythmisierenden Trapezblech einen Bühnenvorhang zitiert.“
- Eröffnung August 2023
- Projektkosten für den Neubau: ca. 38 Mio. Euro
- Projektdauer 2017 bis 2023: Abbruch des Altbestands im Jahr 2019, Bauzeit von 2020 bis 2023
- Außenmaße des Gebäudes: 108 Meter lang, 89 Meter breit, 13,5 Meter hoch
- rund 10.900 Quadratmeter Bruttogeschossfläche
- Montagehalle für Bühnenbilder: 581 Quadratmeter
Dem Neubau der Theaterwerkstätten der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH ist am 23. November eine Auszeichnung im Rahmen des „BDA Preis Niedersachsen 2023“ zuerkannt worden. Die Architekten und die Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH als Bauherrin sind damit in der zweithöchsten Kategorie bedacht worden.
Für den Bau zeichnen die Architekten Michael Ronczka und Thomas Obermann vom Büro Architekten BKSP Grabau Obermann Ronczka und Partner mbB verantwortlich, um den funktional geprägten, architektonisch einzigartigen Baukörper zu realisieren.
„Ich freue mich sehr über diese Anerkennung. Wir waren offensichtlich ziemlich herausragend darin, diesen ursprünglich rein funktional gedachten Bau mit vielen kreativen Lösungen nicht nur eine tolle Architektur, sondern auch großartige Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Nils Hojer, Leiter der Theaterwerkstätten.
Für die Auszeichnung des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten gab es 86 Einreichungen. Ein Preisgericht wählte 27 Bauten für die Shortlist aus.