Termine und Karten
Übersicht
Goethes Briefroman zeigt einen modernen Helden, aufgehangen zwischen den Polen der Zerstörung und der Schöpfung. Maßlos, selbstbezogen und gegen jede Vernunft handelnd, ist er dabei dennoch konsequent und merkwürdig klarsichtig. Wahn und Wahrhaftigkeit verknüpfen sich in ihm und stellen sich uns berührend und mit bestechender Präzision dar.
Werther ist nicht nur ein Roman über die Liebe, er ist ein Gegenentwurf zu einer Welt, die auf Rationalität und Sicherheit, auf Erfolg und Berechenbarkeit setzt. Er ist ein Plädoyer für die Verschwendung, den Moment, den Glauben, die Feier, das Wagnis und den Exzess.
Lilja Rupprecht, die in ihren Arbeiten die Sprengung sowohl ästhetischer als auch inhaltlicher Sichtweisen sucht, um die Wucht des Gefühls herauszudestillieren, wird Werther inszenieren. Sie arbeitet unter anderem in Stuttgart, Berlin und Köln.
Neue Presse
Stefan Gohlisch
Konsequent nimmt die Inszenierung Werthers Perspektive ein – und vertieft sie durch teils überbordenden Einsatz multimedialer Mittel zur Darstellung eines exzessiven Innenlebens. [...] Wie schön Alban Mondschein und Sebastian Nakajew sprechen können! Und wie sehr sie den Klassiker zum Klingen bringen! Zwei Schauspieler unterschiedlicher Generationen legen – der eine jugendlich stürmender, der andere durch Erfahrung gedrängter – zeitloses Seelenleben frei. [...] Holger Pohl (Bühne), Roman Kuskowski (Video) und Romain Frequency (Musik) errichten eine eindringliche Seelenlandschaft. In der stärksten Szene zerfallen die Darsteller in die Facetten ihrer selbst, während Mondschein und Nakajew Goethe singen. Ein magischer Moment. [...] Die Leiden des jungen Werther sind zeitlos; das zeigt diese Inszenierung. Man muss nicht einmal jung sein.
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Roland Meyer-Arlt
Das ist das Schöne an dieser wunderbaren Inszenierung von Lilja Rupprecht: Sie liefert starke Interpretationsansätze, aber sie zwingt sie der Geschichte nicht auf. [...] Dieser „Werther“, dessen Textfassung die Regisseurin Lilja Rupprecht zusammen mit der Dramaturgin Nora Khuon aus Goethes Briefroman zusammengestellt hat, ist vor allem starkes Theater, das starke Fragen stellt: Wie soll ich leben? Was soll ich tun, wenn ich die absolute Liebe, die Eine, die Richtige gefunden habe? Und: Warum soll ich weiterleben, wenn das, was für mich am wichtigsten ist, unerreichbar bleibt? [...] Sie (Lilja Rupprecht) nimmt Goethes Briefroman sehr ernst. Und erfindet wilde, große, spannende, atemberaubende Theaterbilder, um von ihm und von den Gefühlen, die Goethe schildert, zu erzählen. [...] Überhaupt dieser Sebastian Nakajew: Er ist ein starker Schauspieler mit großartiger Sprechkultur. Er setzt die richtigen, die klugen Pausen, er macht den Text, der ja ohnehin stark ist, noch stärker, drängt sich aber nicht in den Vordergrund. Wow. Das ist ganz großes, aber eben nicht aufdringliches Theater. [...] Das hier ist vor allem starkes, packendes Schauspiel. Dabei spielt es gar keine Rolle, wie jung es ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Simon Strauss
Bipolar ist dieser Werther, er lächelt und leidet aus zwei Gesichtern: Der junge Alban Mondschein leiht ihm das eine, der mittelalte Sebastian Nakajew das andere.